14.12. | ab 20 Uhr | Feierliche Eröffnung des Naturkundemuseums bauer&ewald
Jedermann ist herzlich eingeladen zur Eröffnung des Naturkundemuseums bauer&ewald. Bei einem Gläschen Bier lassen sich die verschiedenen Exponate bestaunen, Geordie Little begleitet die Veranstaltung um 21 Uhr mit einem kleinen musikalischen Programm. Es folgt das Gründungsmanifest:
Liebe Vereinsmitglieder, liebe Freunde der Naturkunde, liebe Neuköllner!
Mit pochenden Herzen dürfen wir zum heutigen Tage, dem 14.12.2012, die Umwandlung des Kunst- und Barraums bauer&ewald, der sich in den vergangenen Jahren durch den hohen Anspruch eines bunten und gemischten Programms und die integrative Kraft vielfältiger Kulturbemühungen durchaus einen Namen im Brandbezirk Neukölln gemacht hat, die Umwandlung also unseres Vereins in ein Naturkundemuseum von internationalem Format und, langfristig gesehen, globaler Geltung verkünden.
Freilich, ein Schritt ins Ungewisse, ein Wagnis, neue Pfade der Kulturarbeit zu beschreiten, die Zelte des Gewohnten abzubrechen, die Anker zu lichten, die Segel zu setzen, die Scheuklappen abzunehmen und neuen Ufern einen forschen(den) Blick zuzuwerfen. Auch stille Wasser sind nicht zu selten tief und Aufbrüche können leicht zu Abbrüchen geraten – so mancher fiel schon von seinem hohen Ross, wenn er sich erst daran versuchte, das Huftier genauer unter die Lupe zu nehmen. Sprechen wir es offen aus: Tier und Bier – geht das zusammen?
Allen Zweifeln zum Trotz möchten wir dem Chor der Nörgler ein entschlossenes: Ja, es geht! entgegenschmettern. Und wenn es uns heißen Schweiß und bittre Tränen kosten möge, so lautet doch unser Credo: Naturkunde – die Lehre von den Fischen, Insekten, Tieren, Pflanzen und was es sonst noch alles gibt – muss in den öffentlichen Raum re-integriert werden. Der Musealisierung der Natur muss mit einem Zeichen mutigen Protests begegnet werden.
Denn weiß denn das Kind unserer Zeit noch die Namen der Blumen, die seinen Schulweg säumen? Weiß es noch um die organische Beschaffenheit seines liebsten Spielgefährten, des Hundes? Ist es sich gewahr, dass Milch, Käse und Butter, seine basalen Speisen, aus dem Euter der Kuh unter schrecklichsten Qualen derselben hervorgepresst werden? Und hat es Kenntnis davon, dass auf freiem Felde der schlaue Fuchs des lieben Hasens Erzfeind ist, das schnelle Gnu dem grausamen Tiger zur Nahrung dient und Haifisch und Krokodil sich zu Wasser bis aufs Blut bekämpfen? Dass mit den Bäumen die Menschen sterben und manche Steine atmen können?
Wohl nicht. Mutter Natur, die große Nährerin, von der wir kommen und in deren Erdreich wir dereinst zurückgelangen, ist von den Apparatschiks, den Technokraten der Macht in einen hermetisch abgeriegelten Käfig eingesperrt worden – das staatliche Museum. Alimentiert und subventioniert steht es den Reichen und Mächtigen jederzeit zur Verfügung – der kleine Mann findet seinen Platz vor der Tür. Wer einsperrt, gehört selber eingesperrt. Und: Selig sind die Ausgesperrten. Denn ihnen gehört der öffentliche Raum.
Das was uns umgibt ist unsere Wirklichkeit, ist die Welt. Das Wissen um die Welt ist die Macht, sie zu verändern – erobern wir es uns zurück! Das Naturkundemuseum bauer&ewald hat weder Kosten noch Mühen gescheut, von jeder Tiergattung, jeder Pflanzen- und jeder Gesteinsart die wichtigste auszuwählen, zu suchen, zu sammeln, zu zeichnen, ggf. zu erlegen, und für jedermann öffentlich, unentgeltlich und in präparierter Form zugänglich zu machen.
Folgt uns. Denn hier fängt alles an. Auf dass es niemals enden möge!
Es grüßt beherzt und in großer Freude,
das Naturkundemuseum bauer&ewald